Was ist Kanupolo?
Kanupolo ist ein Mannschaftssport - der wohl am ehesten mit Handball in Kanus auf dem Wasser verglichen werden kann - bei dem sich auf einem 23m x 35m großen Spielfeld zwei Kanupolomannschaften gegenüber stehen. Das Gewässer muss mindestens 90 cm tief sein und wird mit Schwimmleinen - ähnlich wie die aus dem Schwimmbad, wobei auch Kanupoloturniere in Hallen- oder Freibädern ausgetragen werden - abgegrenzt. Dabei muss beachtet werden, dass eine Deckenhöhe von 5 Metern eingehalten wird.
Die Mannschaft
Gespielt wird Kanupolo mit 5 Feldspielern, wobei kein Torwart, wie z.B. beim Fußball, direkt festgelegt ist. Zwischen den Kanupolospielern kann also ein "fliegender" Torwartwechsel erfolgen. Bei einem Turnier kann eine Mannschaft mit 10 Kanupolospielern gemeldet werden, wobei aber nur 8 Kanupolospieler auf dem Wasser sein dürfen, also nur drei Ersatzspieler pro Spiel in der Auswechselzone liegen dürfen, die aber beliebig oft und mit jedem Mitspieler eingewechselt werden dürfen.
Die Kanupolospieler befinden sich in einem Kanupoloboot (Kanu mit Puffern als Schutz am Bug und am Heck) mit dem sie sehr wendig sind. Als Fortbewegungsmittel benutzen sie ein Paddel.
Schutz und Sicherheit
Geschützt sind die Kanupolospieler durch einen Helm - wie ein Eishockeyhelm - und einer Weste, die dazu dient, die "Stöße" bzw. das gegenseitige Anfahren mit dem Kanupoloboot - was erlaubt ist, sofern dies nicht in einem 90 Grad Winkel geschieht - abdämpfen soll. Der Helm dient dazu, dass zum Beispiel in einem "Gewühl" der Kanupolospieler kein Paddel an den Kopf bekommt. Die Puffer, welche sich vorne und hinten, also an den Enden des Kanus befinden, sollen beim Zusammenfahren die Stöße etwas abdämpfen.
Da man einen Kanupolospieler, der in Ballbesitz ist, zum Kentern bringen darf ("Im Fachjargon schubsen oder schuppen"/ regelkonform mit einer Hand am Körper) ist es wichtig, die sogennante Eskimorolle zu beherschen. Im Kanupolo wird diese meist ohne Zuhilfenahme des Paddels mit ein oder zwei Händen als sogennante Handrolle ausgeführt. Für die SpielerInnen im Kindesalter steht den Vereinen leider oft keine Trainingsmöglichkeit in Hallenbädern zur Verfügung. Aus dem Grunde spielen die jüngsten KanupolospielerInnen oft sehr ängstlich und vorsichtig, weil sie noch sehr große Angst vor dem Kentern haben.
Grundregeln und Grundlegendes Wissenswertes
Gespielt wird Kanupolo mit einem ganz normalen Wasserball - wie er vom Wasserballspielen bekannt ist - der in zwei Tore, welche sich ca. zwei Meter über dem Wasser befinden untergebracht werden muss. Die Kanupolospieler dürfen die Bälle die auf das Tor geworfen werden - dabei ist es egal, ob der Wurf mit Hilfe des Paddels erfolgt oder ob der Ball durch einen ganz normalen Wurf mit der Hand im gegnerischen Tor landet - mit Hilfe ihres Paddels abwehren. Der Kanupolospieler, der sich direkt unter seinem eigenen Tor befindet, ist für diese Situation Torwart, der nun von den gegnerischen Spielern nicht berührt werden darf, da die zwei Schiedsrichter die Berührung sonst als Foul abpfeifen. Die Tore sind 1 Meter hoch und 1,5 Meter breit und sind meist auf schwimmenden Pontons befestigt.
Verlängerungsregeln
Bei unentschiedenen Entscheidungsspielen werden 2 mal 3 Minuten Verlängerung mit „Golden Goal“-Regel, in Finalspielen können es auch 2 mal 10 Minuten sein, gespielt.
Penalties
Steht danach wiederholt kein Sieger fest, gibt es ein Entscheidungswerfen (Penaltywerfen). Dieses findet, ähnlich wie beim Handball ein 7 Meter oder beim Fußball ein 11 Meter, statt. Ein Kanupolospieler wird dieses Mal als Torwart festgelegt, der dann gegen alle gegnerischen Spieler antreten muss, aber auch berechtigt ist selber einen Penalty zu werfen. Bei einem Penaltywurf mit Torwart liegen die Kanupolospieler Bootsspitze an Bootsspitze vor bzw. unter dem Tor.
Penalties, die während des Spiels geworfen werden, werden ohne Torwart ausgeführt, wobei der Kanupolospieler drei Meter vom Tor entfernt liegt. Ein Penalty kann z.B. durch ein schweres Foul im "Dreimeter-Raum" entstehen oder wenn ein Kanupolospieler, der eine sichtbar gute Chance gehabt hätte ein Tor zu erzielen, mit unfairen Mitteln daran gehindert wird.
Regeln
Spielzeit
Gespielt werden zwei Halbzeiten a 10 Minuten. Zwischen den Halbzeiten ist eine 3-minütige Pause, es gib aber keine Möglichkeit für den Trainer, eine Auszeit zu beantragen, die außerhalb, also in einer der Halbzeiten hätte erfolgen sollen. In der Halbzeitpause wechseln die Kanupolomannschaften die Spielfeldseiten. Der Schiedsrichter kann außerdem während des Spielverlaufes die Spielzeit anhalten. In diesem Fall stoppt der Zeitnehmer die Uhr und lässt erst nach dem Anpfiff des Schiedsrichters die Zeit weiter laufen.
"Seitenwahl"
Die Kanupolomannschaft, die auf dem Spielprotokoll zuerst genannt wird beginnt auf der vom Protokolltisch aus gesehen linken Seite, es sei denn der Wettkampfleiter oder einer der Mannschaftskapitäne verlangt einen Münzwurf.
Spielbeginn
Zu beginn jeder Halbzeit müssen jeweils 5 Kanupolospieler jeder Mannschaft mit einem Teil ihrer Kanus auf ihrer Torauslinie befinden. Ausnahme: sind Kanupolospieler bis zum Ende des Spiels des Feldes verwiesen worden oder mit einer noch nicht abgelaufenen Zeitstrafe aus der vergangenen Halbzeit belegt, muss sich die Kanupolomannschaft dementsprechend reduzieren.
Spielbeginn
Beim Anpfiff wirft der Schiedsrichter den Spielball in die Mitte des Spielfeldes oder er kann mit Hilfe einer "Ballhaltevorrichtung" (An einem Seil befindet sich ein schwimmender Ring, der beim Anstoß auf den Gewässergrund abgesenkt wird. Dies ist natürlich wesentlich genauer als der Einwurf eines Schiedsrichters, aber in fließenden Gewässern, wie z.B. auf der Ruhr, dem Baldeneysee oder der Berliner Regattastrecke ist selbst das ungenau.) in der Mitte des Spielfeldes freigegeben werden. Nach freigeben des Balles sprintet von jeder Torauslinie des Kanupolospielfeldes je ein besonders schneller Kanupolospieler zum Ball, wobei sich spektakuläre, aber auch teilweise gefährliche Szenen ab spielen (Deshalb wurde schon einmal vom Kanupolocommité überlegt, dei Regeln dementsprechend zu ändern. Ähnlich Verfahren des Spielbeginns kennt man noch vom Wasserball und Dodgeball). muss der Schiedsrichter den Ball zurückrufen und das Spiel erneut Starten. Das physische Unterstützen des Kanupolospielers, der versucht den Ball zu ergattern, ist nicht erlaubt und hat einen Freiwurf für die gegnerische Mannschaft zur Folge. Zudem darf nur ein Kanupolospieler jeder Mannschaft versuchen in Ballbesitz zu kommen. Die anderen Kanupolospieler müssen sich in einem Radius von 3 Metern entfernt halten, ansonsten hat die einen Freiwurf zur Folge.
Torgewinn
Wenn der sich der Ball mit vollem Umfang hinter der Torlinie befindet wird dies als Tor gewertet.
Wiederbeginn nach einem Tor
Die Kanupolomannschaft die soeben ein Tor kassiert hat setzt das Spiel durch einen Mittelanwurf fort der zuvor durch einen Pfiff des Schiedsrichters bestätigt wurde. Beim Mittelanwurf müssen sich die beiden Teams in ihren Spielfeldhälften befinden.
Spielende
Das Ende einer Spielzeit wird durch ein laute Signal angezeigt, und der Ball ist aus sobald dieses Signal ertönt.
Literaturhinweis
Eskimorolle: Dutky, Paul: Sicher Eskimotieren, Pollner Verlag 1998 ISBN: 3925660704 oder im Orginal: The Bombproof Roll and Beyond
Trainingsliteratur konnte ich bisher nicht ausfindig machen, Kanupolo ist leider noch keine olympische Sportart, sodass man nicht wie im Fußball, Handball, Basketball, Volleyball o.Ä. eine Vielzahl an Literatur zur Verfügung hat. Für Literaturhinweise (auch gern fremdsprachliche) wäre ich sehr dankbar!