Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr ein PC-Spiel in den Händen haltet und schon darauf brennt es zu spielen ? Eben schnell auspacken, DVD einlegen und installieren, dabei eventuell schonmal im Handbuch stöbern, um sich auf das Spielerlebnis vorzubereiten. Da läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen, man geht auf und ab und erwartet sehnsüchtig das Ende der Installation.

Dann ist es soweit! Spiel starten, gegebenenfalls das Intro bewundern und im Hauptmenü ersteinmal auf die Funktion "Optionen" gehen - um die Grafikeinstellungen vorzunehmen. Wir wollen das Spiel ja schließlich in schöner Optik und guter Performence genießen. Jetzt steht nichts mehr im Wege und wir können in das Spiel eintauchen. Aber was ist das? Schon nach zehn Minuten keine Lust mehr ? Schnell auf Escape und "Zu Windows zurückkehren" ? Ein Maleur, dass ziemlich oft vorkommt, insbesonders bei Spielen mit großen Hype vor dem Release. Hinzu kommen Dinge wie das Fehlen eines Tutorials bei etwas komplexeren Spielen, was die Motivation schnell in die Tiefe drückt.

Solche Faktoren sind oft entscheidend dafür, wie lange sich der Spieler mit dem Produkt beschäftigt. Ein Spiel sollte daher einen guten Einstieg bieten, wozu Dinge wie ein Tuorial gehören, um den Spieler mit der Steuerung und dem Gameplay vertraut zu machen. Dazu sollte es eine Story geben, die nicht zu Beginn bereits komplizierte Stränge enthält und eine melancholische Wirkung auf den Spieler erzielt. Denn der Mensch braucht für alles eine Ursache und legt sein Handeln darauf aus, sodass er sich in Spielen automatisch die Frage stellt: "Wozu mache ich das hier?". Wird diese Frage beantwortet, ist das schonmal ein guter Anfang.

Das Beispiel für einen tollen Einstieg liefert Bioshock. Nach einem kurzen Rendervideo wird dem Spieler sofort die Kontrolle über den Protagonisten übergeben, womit man zunächst überhaupt nicht rechnet, da man von dem dramatisch in Szene gesetzten Flugzeugabsturz noch so fasziniert ist. Direkt bekommt man die atemberaubene Atmosphäre zu spüren und ist motiviert, weiterzuspielen. Die Story wird ebenfalls gut vermittelt und kommt nicht überladen daher. Gleichzeitig, aber eher unbewusst dient das erste Level als Tutorial, wobei der Spieler jedoch nicht sturr alle Tasten ausprobieren muss, sondern langsam an alle Funktionen des Spiels herangeführt wird.

Diese sogenannte Lernkurve ist ein Teil der Balance des Spiels. Fällt diese zu steil aus, kann es schnell zu Frust kommen, da der Schwierigkeitsgrad sehr schnell ansteigt. Andersherum kann sie sich auch in die Länge ziehen und das Spiel zu einfach werden lassen, wodurch eher Langeweile entsteht. Hierfür sollte also eine gute Balance gefunden werden, die sich dann durch das ganze Spiel durchzieht. Dann gibt es noch das Ende, was wiederrum ein Fall für sich ist. Da kann ein Spiel eine noch so gute Balance haben, das Ende hingegen enttäuschend sein. Auch hier liefert das beste Beispiel Bioshock. Der Spielverlauf ist meist motivierend und fair, das Ende dafür ein Desaster. Dieses hängt nämlich davon ab, wie der Spieler mit dem im Spiel vorkommenden Little Sistern umgeht.

Nutzt er sie aus, um seine Fähigkeiten zu verbessern, wird er in einer kurzen Rendersequenz von Vorwürfen wegen seinem handeln nur so überhäuft, obwohl er unter Umständen gar keine böse Intention gehabt hat. Wenn er sie hingegen immer verschont, was das Vorrankommen im Spiel erschwert, hagelt es Lob. Da fühlt man sich als Spieler etwas hintergangen. Ein anderes mieses Ende beinhaltet Half Life 2. Nach dem gewonnen Endkampf friert das Bild ein, der G-Man hält einen kurzen Vortrag, wobei nichts aufgeklärt wird und alle Fragen offen bleiben, die auch in den darrauffolgenden Episoden nur spärlich aufgedeckt werden.

Doch woran liegt es, dass Anfang und Ende oft so schlecht ausfallen? Die Erklärung ist ganz einfach: die Entwickler nehmen sich die meiste Zeit für den Mittelteil des Spiels, der auch zuerst entsteht. Am Ende entsteht dann eventuell Zeitdruck, wodurch Enstieg und Abschluss eben noch dahingeklatscht werden. Um das zu überbrücken, werden oft filmische Intros und Outros verwendet, um Arbeit zu sparen - siehe The Witcher. Mag zwar sein, dass diese toll animiert sind und optisch klasse ausfallen, doch kaum ist man selbst im Spielgeschehen, enttäuscht die echte Grafik des Spiels, sofern diese mit der Optik des Videos kaum mithalten kann.

Entwickler sollten sich also vor allem auch genug Zeit mit dem Anfang und Ende des Spiels nehmen, dabei aber auch nicht den Mittelteil vernachlässigen. Wartet das Spiel mit gutem Intro und Outro auf und beinhaltet zudem eine gute Balance, kann nicht mehr viel schiefgehen - außer vielleicht durch Bugs. Aber die können ja zum Glück durch Patches noch behoben werden.


743 Wörter. Verfasst von Hans am 19.11.2008